12.12.2012
Berufswünsche junger Migranten liefern keine Erklärung für mangelnde Erfolgschancen
BIBB-Analyse widerlegt Vorurteile
Die Probleme junger Migrantinnen und Migranten bei der Suche nach einer betrieblichen Ausbildungsstelle sind nicht – wie häufiger behauptet – auf einseitige Berufswünsche zurückzuführen. Wie eine Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigt, sind ihre Berufsinteressen ebenso vielfältig wie die von Ausbildungssuchenden ohne Migrationshintergrund. Dennoch haben Jugendliche mit Migrationshintergrund in nahezu allen Berufsgruppen deutlich geringere Ausbildungsplatzchancen. Die Ergebnisse der Studie sind in der neuesten Ausgabe der BIBB-Fachzeitschrift "Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis – BWP" veröffentlicht.
Mit dem Beitrag liefert das BIBB Informationen, Daten und Fakten zum von der UNO ausgerufenen "Tag der Migranten" am 18. Dezember.
Der BIBB-Untersuchung liegt eine Befragung von ausbildungsreifen Jugendlichen zugrunde, die bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldet waren (BA/BIBB-Bewerberbefragung 2010). Demnach gibt es zwar im Hinblick auf favorisierte Ausbildungsberufe durchaus Unterschiede zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund. So möchten junge Migrantinnen und Migranten beispielsweise häufiger zu Waren- und Dienstleistungskaufleuten ausgebildet werden, während sie Bau- und Holzberufe seltener anstreben als Jugendliche ohne Migrationshintergrund. Ein etwa gleich großes Interesse besteht bei beiden Gruppen an Organisations-, Verwaltungs- und Büroberufen sowie an Metall- und Elektroberufen.
Der Anteil der Bewerber/-innen, die bei der Ausbildungssuche erfolgreich sind, unterscheidet sich jedoch erheblich je nach favorisierter Berufsgruppe, wobei aber die Aussichten der jungen Migrantinnen und Migranten fast immer erheblich geringer sind.
So münden beispielsweise bei einem überwiegenden Interesse an Metall- und Elektroberufen von den Jugendlichen mit Migrationshintergrund nur 34 % in betriebliche Ausbildung ein, während es bei denjenigen ohne Migrationshintergrund 60 % sind. Deutliche Unterschiede in den Erfolgsaussichten bestehen zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund auch, wenn Organisations-, Verwaltungs- und Büroberufe (31 % bzw. 51 %) oder die Berufsgruppe der Waren- und Dienstleistungskaufleute (21 % bzw. 29 %) angestrebt werden.
Eine Ausnahme bilden die Bau- und Holzberufe: Die relativ wenigen Bewerber/-innen mit Migrationshintergrund mit Interesse an dieser Berufsgruppe erhalten sogar häufiger einen Ausbildungsplatz als diejenigen ohne Migrationshintergrund mit entsprechenden Berufswünschen (41 % bzw. 31 %). Dies liegt wahrscheinlich daran, dass in den Bau- und Holzberufen die Angebots-Nachfrage-Verhältnisse auf dem Ausbildungsmarkt für Bewerber/-innen generell verhältnismäßig günstig sind.
Die aktuellen Untersuchungsergebnisse sind Teil umfangreicher, kontinuierlicher BIBB-Analysen zur Beteiligung junger Migrantinnen und Migranten an der beruflichen Bildung in Deutschland.
Weitere Informationen in der neuesten Ausgabe der BIBB-Fachzeitschrift "Berufsbildung in Wisse-schaft und Praxis – BWP", Heft 6/2012, im Beitrag "Berufswünsche und Erfolgschancen von Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerbern mit Migrationshintergrund". Download kostenlos unter www.bibb.de/bwp-6965.
Zur BA/BIBB-Bewerberbefragung finden sich weitere Informationen unter www.bibb.de/de/wlk30081.html, zum Themenkomplex "Berufliche Bildung von Jugendlichen und Erwachsenen mit Migrationshintergrund" unter www.bibb.de/de/wlk28963.html
[Pressemitteilung des Bundesinstituts für Berufsbildung/BiBB vom 12. Dezember 2012]